Situation
Die Kreuzscheune steht im Dorfzentrum von Marbach direkt an der Kantonsstrasse. Sie nimmt als nördliche Begrenzung des unteren Dorfplatzes eine markante Stellung ein.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist das Ortsbild von Marbach von nationaler Bedeutung. Der prägnante Bau der «Chrüzschür» ist ein wichtiger Teil dieses Ensembles. Der Bau mit dem weit ausladenden Dach diente einst dem benachbarten Gasthof zum Kreuz als Ökonomiegebäude. In jüngerer Zeit wird die Scheune als landwirtschaflicher Bau mehr und mehr aufgegeben, eine Weiternutzung ist unklar, ein Erhalt der Bausubstanz steht in Frage. Vor den Baumassnahmen befindet sich der Scheunenbau in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.
Anbauten müssen abgebrochen werden. Die mächtigen Bruchsteinwände im Erdgeschoss werden saniert und vervollständigt. Das marode und unterdimensionierte Holztragwerk wird erneuert. Heute ist das ursprüngliche Erscheinungsbild des stattlichen Scheunengebäudes wieder hergestellt und ostseitig durch einen neuen Anbau erweitert. Das Motiv der Scheunen-Einfahrt «Ifahr» wird im Anbau formal weiterentwickelt und neu interpretiert. Das mächtige Hauptdach der Scheune behält seine Dominanz, der neue Anbau ordnet sich diesem unter.
Fassade
Die neue Kreuzscheune präsentiert sich ortstypisch mit einer Holzfassade. Einzelne Fassadenpartien sind im Detail lichtdurchlässig ausgeführt. Hier zeigt sich ein interessantes Spiel von traditioneller Zimmermannsarbeit und moderner Fassadengestaltung. Die bauphysikalische Qualität der Gebäudehülle entspricht den aktuellen energetischen Anforderungen.
Innenraum
Sämtliche Haustechnik- und Elektroinstallationen sind auf dem neuesten Stand. Der Innenausbau zeigt sich zurückhaltend modern. Die sichtbare Holzkonstruktion im Hauptbau ist reizvolles Gestaltungsthema. Die Kreuzscheune beherbergt heute moderne, flexibel nutzbare Büroräume. Im grossen Dachraum der Scheune wird eine attraktive Loftwohnung angeboten.
Die neu errichtete Kreuzscheune ist zu einem Bijou in Marbach geworden. Sie ist kein alltägliches Bauprojekt. Von allen Planungs- und Ausführungsbeteiligten ist eine intensive Auseinandersetzung sowohl mit der lokalen Baugeschichte als auch aktuellen Nutzerwünschen gefordert. Traditionelle und moderne Bauweisen kommen gleichermassen zur Anwendung. Sowohl bei der äusseren Gestaltung als auch in den Innenräumen können der bautypische Charme und die logische Zweckmässigkeit der Kreuzscheune wiederhergestellt werden. Die Rekonstruktion des alten Scheunenbaus ist komplex. Im Erdgeschoss wird das bestehende Bruchsteinmauerwerk der Scheune saniert, mit Beton ergänzt und mit einem Innendämmung isoliert. Obergeschoss und Dachgeschoss sind aus Holz konstruiert. Für die Geschossdecken wurden Hohlkastenelemente (Lignatur) verwendet. Das gewaltige Dach der Scheune ist über der Sparrenlage gedämmt. Dadurch bleibt der imposante Dachstuhl mit seinen zimmermannsmässigen Holzverbindungen im Innenraum sichtbar. An der Fassade zeigt sich die Verwendung des sägerohen unbehandelten Holzes im traditionellen Sinne. Die geschwungenen Giebelverkleidungen und andere ortstypische Details geben dem wiedererrichteten Gebäude einen selbstverständlichen und authentischen Charakter.
Anbau
Der ostseitige massive Anbau zeigt den Gegensatz. Tief in der Fassade liegende Fensterbänder durchbrechen die glatte regelmässige Holzfassade. Das Holz ist mit einer Vorvergrauung vereinheitlicht. Der neu angefügte Baukörper zeigt sich scharfkantig und zierlos.