städtebauliches Konzept | ortsbaulicher Entscheid
Das Bauen ausserhalb der historischen Stadtanlage bedeutet seit jeher eine Eigeninterpretation der ortsbildbaulichen Situation. Ausgehend von wachsenden Raumbedürfnissen und Druck auf attraktive Grundstücke am Altstadtrand von Sursee präsentieren sich die bestehenden Gebäude der jüngsten Vergangenheit in einem neuem Massstab und neuer Stellung. Neben der Ringform der Verteidigungsanlage fällt die freie Streuung der Baukörper im Schwarzplan auf. Die Abfolge der im Halbrund verlaufenden Solitärbauten (Stadthof, Stadtverwaltung, Schulhaus St. Georg, Bau der Firma Renggli, ehemalige Maurerhalle, Sporthalle, Kapuzinerkloster) ist augenfällig. Dieses Strukturmuster wird weitergestrickt und mit neuen Inhalten aufgefüllt.
Zwei neue Gebäude
Es sind zwei neue Gebäude geplant: Das projektierte Pfarreizentrum nimmt in Form eines Quadrates ein. Ihm westlich gegenübergestellt, als Raumabschluss steht der winkelförmige Bau der St. Georg Immobilien. Pfarreizentrum und Winkelbau stehen im gegenseitigen Spannungsverhältnis und pendeln sich in ihrer ortsbaulichen Position ein. Die erhabene Höhenentwicklung des Winkelbaus definiert die Ecke zur St. Urbanstrasse, während das flache Volumen des Pfarreizentrums der Lage an der Stadtmauer und der östlich angrenzenden Parklandschaft Rechnung trägt.
Materialisierung
Die beiden Bauvolumen sind unterschiedlich materialisiert. Das Pfarreizentrum wird mit grauem Klinker ausgeführt und damit in die Topografie eingebunden. Die robuste, in grau-braunen Klinkern verkleidete Fassade dient der Tektonik. Mit Holz und Glas materialisiert, wirkt der Bau St. Georg Immobilien leicht und filigran. Mit der horizontalen Schichtung des Holzbaus wird zudem die Verbindung zum hölzernen Bühnenabschluss des Stadttheaters hergestellt.
Aussenraum
Der ausgesparte Platz zwischen den neuen Baukörpern versteht sich als Teil einer Raumfolge welcher der Achse Altstadt - Bahnhöfli folgt. Die gewachsenen Wegnetze sind nicht angetastet und führen über die neue Platzfläche. Neu dazu gesellen sich die Zugänge zu den angrenzenden öffentlichen und halböffentlichen Räumen. Um einen Sockel erhöht orientiert sich der gedeckte Aussenraum des Pfarreizentrums auf die süd-westliche Platzecke hin. Das Projekt sucht die Balance der Fluchten sowie den Ausgleich der Vertikalen zur Horizontalen, in Bezug zur Ebene des neu definierten Vierherrenplatzes.
Pfarreizentrum
Das vielschichtige Raumprogramm des Pfarreizentrums ist nach Benutzergruppen und Funktionen aufgeteilt. Das zentrale Treppenhaus mit Aufzug ermöglicht als Knotenpunkt, die verschiedenen Belegungszeiten und Nutzergruppen zu koordinieren. Sektoren für Teilzeitnutzungen lassen sich von hier abgrenzen und ermöglichen die Aufteilung diverser Raumgruppen wie Musikräume, Gruppenräume, Migration oder Bühnenbetrieb. Die „Belétage“ enthält die öffentlichen Räume wie Pfarreisaal, Café und Migration, sowie Aussenräume und Zugänge zur angrenzenden Parklandschaft. Lichtdurchflutet umfasst das L-förmige Foyer den Pfarreisaal. Mobile Trennwände lassen Raumteilungen zu. Sämtliche Räume sind multifunktional nutzbar. Das Erdgeschoss ist als urbaner, gedeckter Nutzungsraum erlebbar und soll als Begegnungsort für unterschiedlichste Volksgruppen dienen. Die umhüllende Staketenstruktur leitet sich von den Individualitäten der Besucherinnen und Besucher des Pfarreizentrums ab. Symbolhaft schreitend / stehend, vertikal / schief wird mit eloxierten Aluminiumstaketen eine Art Filter erzeugt, welcher sowohl abgrenzt, als auch Übergänge wie etwa zum Park sichtbar macht. Die erhöhte Lage der halb privaten „Belétage“ schafft die gewünschte Differenzierung zur öffentlichen Platzanlage.
Erschliessung
Eine entscheidende Massnahme unseres Konzepts liegt in der Anordnung der Einstellhallenzufahrt unter dem Pfarreizentrum, da somit auf eine aussenliegende, den Platzraum tangierende Zu – und Wegfahrt verzichtet werden kann. Der nördliche Erschliessungspunkt dient der Anlieferung sämtlicher Raumgruppen wie Pfarreisaal, Küche, Bühne und Einstellhalle.